Wasserstruktur verfeinern

Da ich durch mein Interesse am Fotografieren von Klammen sehr viel mit Wasserfotografie zu tun habe, ist das Bearbeiten und Verfeinern von Wasser ein wichtiger Abschnitt meines Bildbearbeitungsprozesses.

Normalerweise nehme ich zum Herausarbeiten der Strukturen in Wasseraufnahmen die Funktion „Tonal Contrast“ des Plugins „NIK Color Efex“. Diese Anschaffung ist aber recht teuer und für diese bloß eine Funktion des Plugins ist der Preis auf jeden Fall zu hoch. Daher habe ich in Photoshop eine Variante gesucht und gefunden, welche nichts extra kostet und genau so tolle Resultate liefert. Voraussetzung ist allerdings, dass man hierfür im Besitz von Photoshop CS5 oder höher ist. Für die Versionen darunter funktioniert diese Methode leider nicht, da der Menüpunkt „HDR-Tonung“ dort noch nicht existiert.

 
Hier sehen Sie, wie das Beispielbild (Wasserfall in der Garnitzenklamm) vor und nach der Anwendung der Methode aussieht. Ob der Effekt zu stark ist, ist jetzt mal nicht wichtig, da man seine Stärke sowieso über die Ebenentransparenz bzw. über Masken nach Wunsch regeln kann. Schieben Sie den Regler in der Mitte des Bildes hin und her um die beiden Versionen zu vergleichen. Auf Smartphones und Tablets kann man in das Bild klicken und der Regler sollte sich an diese Stelle bewegen.

 

Das Wasser vor (links) und nach Bearbeitung (rechts)

Die einzelnen Schritte

Der Knackpunkt dieser Methode ist eine Einstellungsmöglichkeit in Photoshop CS5 die sich „HDR-Tonung“ nennt. Sie ist zwar nicht unbedingt für diesen konkreten Fall gemacht worden, eignet sich aber aufgrund ihres Algorithmus ausgezeichnet zum Herausarbeiten der Strukturen im Wasser.

HDR-Tonung

Da die HDR-Tonung das Bild auf die Hintergrundebene reduziert, müssen wir unser Ausgangsbild erst mal duplizieren um diese Prozedur anwenden zu können, ohne dass das Original dabei verloren geht. Also einfach auf Bild->Duplizieren… gehen und eine Kopie des Originals erstellen.
Nun rufen wir die „HDR-Tonung“ über Bild->Korrekturen->HDR-Tonung auf und es öffnet sich ein eigenes Fenster zum Einstellen der Parameter. In der Bildvorschau sehen Sie sofort, wie die Grundparameter dieser Prozedur das Original verändert haben. Das sieht jetzt erst mal etwas extrem und nicht sehr schön aus – wir müssen also etwas an den Reglern schieben um ein brauchbares Resultat zu bekommen.
Wir nehmen jetzt zuerst mal die Sättigung aus dem Bild. Uns geht es ja um die Kontraste und daher sollten die Farben möglichst nicht verändert werden. Der Regler „Sättigung“ kommt dafür ganz nach links auf den Wert „-100“.
Die Lichter werden durch den Algorithmus etwas zu stark angehoben und wir reduzieren den Effekt dort ein wenig durch das Verringern des Wertes „Lichter“. Den Regler einfach solange nach links schieben bis keine ausgeblitzten Stellen mehr in den Glanzlichtern zu sehen sind.
Durch das Hochdrehen des Werts „Details“ zeigt sich jetzt erst richtig, wie diese Anpassung die feinen Kontraste herausarbeitet. Geben Sie hier ruhig schön Gas, wir können den Effekt später immer noch nach Geschmack verringern.
Die beiden Regler „Radius“ und „Stärke“ kann man ganz nach Belieben anpassen. Das hängt stark vom Motiv und der schon vorhanden Kontraste im Bild ab. Das Resultat soll auf jeden Fall knackig und kontrastreich wirken.
Wenn wir mit den Einstellungen zufrieden sind, drücken wir einfach auf „OK“ und die Änderungen werden auf das Bild angewendet.

 
Das Bild nach der Anwendung von „HDR-Tonung“

Kombinieren mit dem Original

Um das durch die HDR-Tonung erstellte Bild mit dem Original zu kombinieren, ziehen wir das Bild einfach mit dem Verschieben-Werkzeug (V) auf das Original und lassen es dort los. Halten Sie beim Loslassen die Shift-Taste gedrückt um das Bild auch gleich in der Mitte zu Platzieren. In meinem Video taucht hier eine Warnung auf, weil sich mein Original im ProPhoto-Farbraum befindet und das soeben erstellte Bild aus der HDR-Tonung den sRGB-Farbraum benutzt. Das ist aber kein Problem – einfach auf „OK“ klicken.
Gut – unsere „Kontrastwumme“ liegt nun über dem Original, von dem jetzt erst mal nichts zu sehen ist. Wir brauchen nun eine passende Überblendung um die beiden Ebenen gut miteinander zu kombinieren. Wenn es um Kontraste geht, bieten sich natürlich immer die Kontrastmodi „Ineinanderkopieren“, „Weiches Licht“ oder sogar „Lineares Licht“ an. Einfach ausprobieren welcher einem die besseren Resultate liefert. Ich habe mich hier für „Weiches Licht“ entschieden, weil „Ineinanderkopieren“ die sowieso schon satten Farben zu sehr verstärkt hat.
Die Überblendung wirkt sich leider auch auf die dunkleren Bereiche rund um das Wasser aus. Es braucht daher eine Maske, welche sich dieses Problems annimmt. Wir können diese Maske leicht aus dem Bild selbst erstellen. Klicken Sie zuerst mal auf das Symbol „Ebenenmaske hinzufügen“ unter der Ebenenpalette um eine neue leere Maske zu erstellen. Um das Originalbild jetzt in die gerade erstellte Maske zu kopieren eignet sich die Funktion „Bildberechnungen“ ganz gut. Das ist eine Funktion die anfangs etwas kompliziert aussieht, aber sehr praktisch ist, wenn man einmal damit umgehen kann. Wir gehen also auf Bild->Bildberechnungen… worauf sich ein Dialog öffnet. Als Quelle benötigen wir das Original, welches im Ebenenstapel ganz unten liegt. Unter Ebene wählen wir daher „Hintergrundebene“ aus, was dem Namen der Originalebene entspricht. Als Füllmethode würde auch der Standardwert „Multiplizieren“ funktionieren, da unsere Maske ja im Moment weiß ist, wir stellen aber der Korrektheit halber hier „Normal“ ein, weil wir die Maske ja komplett ersetzen wollen. Die Deckkraft ist dabei natürlich auf 100% gesetzt.
Nach dem Drücken des OK-Knopfes haben wir nun eine Grauversion des Originalbildes in die Maske kopiert und sehen sofort, dass der Effekt der Überblendung verringert worden ist. Da aber die Bereich um das Wasser herum immer noch zu stark verändert werden, muss die Maske noch etwas „härter“ gemacht werden – die dunklen Stellen müssen also ganz schwarz und die hellsten Bereiche weißer oder ganz weiß werden. Klicken Sie also auf das Mini-Bild der Maske in der Ebenenpalette, so dass dieses einen Rand um die kleine Abbildung zeigt und gehen Sie auf Bild->Korrektur->Tonwertkorrektur. Wenn wir nun den mittleren Regler (Gamma-Regler) nach rechts schieben, sehen wir gleich, dass der gewünschte Effekt Eintritt und die dunklen Stellen in der Maske zu einem kompletten Schwarzton werden. Man kann nun auch den linken Lichter-Regler nach rechts schieben um die hellen Bereiche zu verstärken (im Video habe ich das im ersten Schritt vergessen und am Ende nachgeholt).
So – die Maske funktioniert nun besser, da sich die Kontrastanpassung nun fast nur mehr auf das helle Wasser beschränkt. Sollten immer noch Bereiche betroffen sein, die man eigentlich nicht ändern wollte so gehen Sie einfach wieder in die Maske und überpinseln Sie diese Bereiche mit einem weichen, schwarzen Pinsel.

Verfeinern der Überblendung

Das Ganze sieht jetzt ja schon recht gut aus. Allerdings sind meist, so auch hier im Beispiel, die Lichter zu stark angehoben worden und wir müssen diese mit einer Kurve etwas dämpfen. Um das zu erreichen, erstellen wir am besten eine Eistellungsebene und klicken auf das entsprechende Symbol am unteren Ende der Ebenenpalette – dort wählen wir dann „Gradationskurve“ aus. Da wir die Änderung ja nur auf die darunterliegende Ebene der HDR-Tonung anwenden wollen und nicht auf das gesamte Bild, klicken wir im erscheinenden Dialog auf das Symbol dafür (zwei überlagerte Kreise am unteren Ende des Dialogs). Wie Sie die Kurve nun eistellen, hängt wieder vom Ausgangsbild und dem persönlichen Geschmack ab. Man sollte auf jeden Fall die Lichter reduzieren und dazu den Kontrollpunkt ganz rechts nach unten verschieben.
Wir klicken nun auf OK und die Anpassungen sollten korrekt sein. Zuletzt kann man den gesamten Effekt noch durch das Verändern der Ebenentransparenz feiner einstellen.

Andere Möglichkeiten

Diese Methode funktioniert nicht nur gut bei Wasserbildern sondern kann auf alle Bildbereiche angewandt werden, wenn man kontrastarme Bereiche und feine Strukturen verstärken will. Gute Beispiele dafür sind z.B. Wolken, Sanddünen und ähnliches.

 
Hier ist ein Beispiel für die Verwendung der Methode zur Verstärkung der Strukturen In Wolken. Ein kleines Problem, das die HDR-Tonung hat ist es, dass Lichtränder um harte Kanten entstehen können. Diese sollten entweder mit dem Stempel korrigiert werden, oder man malt mit der Maske nur die Bereiche im Bild zurück, welche man für wichtig hält und meidet die Bereich in denen diese Lichtränder auftreten. In diesem Bild war das an den Kanten der Berge der Fall und ich habe die Problembereiche dort mit dem Stempel in der HDR-Tonung-Ebene korrigiert.

 

Die Methode auf Wolken angewandt (Bild vom Klafferkessel)

Das Video

Wie immer erklärt sich alles besser in einem Video und ich habe die Bearbeitung für Sie aufgezeichnet. Am besten im Vollbildmodus ansehen. Die Musik ist von Mujuice.

Fazit

Ich hoffe, dass ich Ihnen einen weiteren nützlichen Trick beibringen konnte. Wenn es Fragen gibt, einfach unten im Kommentarbereich hinterlegen und ich werde sie, sobald es mir möglich ist, beantworten. Ich freue mich natürlich auch darüber, wenn Sie diesen Artikel weiterempfehlen und verlinken (Teilen-Button ist auf der rechten Seite).

Bis demnächst und allen eine schöne Weihnachtszeit.